Vereinsgeschichte

Auszug aus der Festzeitschrift zum 85 jährigem Jubiläum des TSV Ladbergen im Jahre 2006, geschrieben von Dr. G. Altevogt.

Dieser „Aufruf“ an die Ladberger Bevölkerung zur Gründung eines Turnvereins erschien am Dienstag, 18. August 1921, in der Lokalzeitung „Tecklenburger Landbote“. Es war die Geburtsstunde des Turnvereins Ladbergen, denn am darauffolgenden Sonntag, dem 23. August 1921, hoben 23 Turner den Turnverein aus der Taufe. Die Entwicklung ging in den Folgejahren eher schleppend, da die Mitgliederzahl 1929 nur noch ganze 7 Mitglieder betrug. Das lag wohl weniger am Interesse, sondern an der Not der Zeit mit galoppierender Inflation, Börsenkrach usw. .

Hier folgt eine kurze tabellarische Übersicht über die Entwicklung des Vereins:

1921 23. August: Gründung des TV Ladbergen im Gasthof König durch 23 Ladberger Turner. Der erste Vorsitzende wurde Lehrer Heinrich Hilgemann. Es wurden drei Riegen gebildet mit Eduard Lagemann, Heinrich Quiller und Ernst Fiedler als Vorturnern. Schon beim Spiel- und Sportfest in Lengerich am Sonntag, dem 13. September, wird der TV-Ladbergen lobend als „kräftiger Sproß der Deutschen Turnerschaft“ erwähnt, dessen Mitglieder beachtliche Erfolge errangen. Die Übungsabende fanden im Saal König statt

1922 Im Turnverein gründet sich eyin Spielmannszug, der von der Bevölkerung „Knüppelgarde genannt wurde. 7 Mitglieder gehören anfangs zu der Gruppe. Mitglieder und Interesse wachsen in den Folgejahren, bis Anfang der 30er Jahre der musische Betrieb eingestellt wird.

Ab 1926 Mitglieder des Turnvereins führen wiederholt in den Wintermonaten Laien-Theater vor einer großen Besucherzahl ( bis zu 500 Besucher pro Aufführung) auf.

1930 Um dem Drang nach sportlicher Betätigung im Verein auf eine breitere Basis zu stellen, wird eine Wiese des Bauern Hukriede zum Preis von 45 RM für Sport- und Spiel gepachtet. TV-Leichtathleten (Fritz Oelrich, Gustav Hakmann u.a.) waren schon 1929 bei Sportfesten der Umgebung sehr erfolgreich

1931 Unter der Vereinsführung von Lehrer Walter Gensen, der aus dem Raum Minden nach Ladbergen kam, wird innerhalb des TV das Handballspiel eingeführt. Dadurch vergrößert sich die Mitgliederzahl des Vereins enorm, so daß sich bis 1938 74 Mitglieder zum TV bekennen und Turnen, Leichtathletik und Handball betreiben. Turnen erfolgt weiterhin auf Königs Saal; Leichtathletik und Feldhandball wird auf der durch Eigenarbeit der Mitglieder als bespielbarer Platz hergerichteten Hukrieden Wiese durchgeführt.

1933 Es erfolgt eine grundsätzliche Neuausrichtung des Deutschen Sportes, die nicht ohne Folgen für alle Turn- und Sportvereine bleibt: Aus den großen Sportorganisationen Deutschlands, „Deutsche Turnerschaft“, „Freie Turnerschaft“ und Behörde“ ( = Fußballbund), wird im Zuge der Gleichschaltung dieser drei Gemeinschaften der „ Reichsbund für Leibesübungen“. So muß auch der damalige Vereins Vorsitzende des TV Ladbergen am 23. November 1935 das „ Ende unserer geliebten Deutschen Turnerschaft“ und damit des Turnvereins verkünden, deren Mitglieder nun in die NSDAP-Organisationen Deutsches Jungvolk (DJ), Hitlerjugend (HJ) bzw Bund deutscher Mädel )Bd M) aufgenommen werden. Am 9. Juli wird verfügt, daß künftig alle Mitglieder des „Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen“ auch Mitglied der Hitlerjugend oder ihrer Unterorganisationen sein müssen. Ab 1. September kommt praktisch der gesamte Sportbetrieb zum Erliegen, da die jungen Männer, die bis dato das Rückgrat des Turnens und Sportes bildeten, an den Fronten standen. Hinzu kamen im zuznehmenden Maße Krieges Zerstörungen der Übungsstätten in Ladbergen durch 7 schwere Bombenangriffe der Alliierten gegen Ende des Krieges ab September 1944.

1944 Die Ladberger Handballmannschaft der jungen Mädchen, die nun unter der Bezeichnung Mannschaft des Bundes deutscher Mädel (BdM) zu firmieren hat und die Vertretung des TV Ladbergen unter anderem Namen wahrnimmt, macht weit über den heimatlichen Rahmen hinaus im ganzen Deutschen Reich auf sich aufmerksam. In der Spielzeit 1943/44 qualifiziert sich die BdM-Mannschaft Ladbergen für die Endspiele um die Deutsche Jugendmeisterschaft. Nach erfolgreichen Spielen gegen das Gebiet Detmold/Lippe mit 4:1, gegen Moselland /Trier in Koblenz mit 5:1 und Hessen/Nassau in Lengerich/Hohne mit 5:2 steht das von Heinrich Hölscher ( „Sanders Heinz“) trainierte Team als Bezirksmeister Nordwestdeutschland fest. Danach verliert die Mannschaft allerdings die entscheidende Partie um den Eintritt in das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft der weiblichen Jugend gegen den TV Eimsbüttel/Hamburg in Minden mit 3:7. Allerdings ist die Presse in Deutschland des Lobes voll über die Spiele der „Mädels aus dem kleinen westfälischen Heidedorf“.

1946 Am 6. Januar beschließen 53 Interessierte – frühere Vereinsmitglieder und neue – , den früheren Verein als „ Turn- und Sportverein Ladbergen 1921“( TSV) nach den schweren Jahren des 2. Weltkrieges und der Zerstörung vieler ideeller und sachlicher Werte neu zu gründen. Dabei war es nicht die Tatsache, daß der Handball außer dem Turnen das Rückgrat des Vereins bildete, sondern, daß zunächst eine Tischtennisabteilung dazu gehörte und daß die Leichtathletik einen eigenen Verband bildete. 1952 gründet sich dann der Deutsche Handballbund (DHB), was bewirkt, daß auch die TSV- Handballer den Münsterländer Turngau als Fachgebiet verlassen und dem DHB beitreten. Kurt Elpe wird 1. Vorsitzender im TSV nach dem zweiten Weltkrieg.

1947 Der 13. Juli ist ein denkwürdiger Tag für den Ladberger Handball. In einem Entscheidungspiel gegen die punktgleiche Mannschaft von TuS Saxonia Münster gelingt es der von Martin Schoppenhorst trainierten TSV-Mannschaft die Münsteraner in einem dramatischen Kampf auf dem Sportplatz „Schöneflieth“ mit 9:8 zu bezwingen und somit in die damalige Gauliga Nordwestfalen aufzusteigen.

1948 TSV-Läufer sind maßgeblich bei einem Staffellauf am 24. Oktober beteiligt, bei der eine Friedensbotschaft anläßlich der 300. Wiederkehr der Verkündigung des Westfälischen Friedens von Osnabrück nach Münster gebracht wird. Am 1. Oktober sind wieder TSV-Läufer im Einsatz, als es gilt, die Urkunde der Selbständigkeit Ladbergens von Tecklenburg nach Ladbergen zu bringen. Mit großem Jubel wird die TSV-Läufergruppe vor dem Hause Vordermark – dem langjährigen Amtssitz Ladberger Vögte – begrüßt, als die Urkunde an Bürgermeister Brinksteffen übergeben wird.

1965 In diesem Jahr geht ein Traum der TSV-Handballer und Turner in Erfüllung. Die Gemeinde errichtet an der Jahnstraße eine Turnhalle, die nachmittags den Vereinen für die Übungsarbeit zur Verfügung steht. Die 1. Handballmannschaft konnte allerdings nur bis zum Aufstieg in die Bezirksliga ( 1970) in dieser Halle ihre Punktspiele austragen. Für Bezirksliga- und höherklassige Spiele mußte sie und ihr großer Anhang in die Lengericher Sporthalle ausweichen, weil die Ladberger Halle nicht die für diese Spielklassen erforderlichen Maße aufwies. So fuhren an den Spielnachmittagen – vorwiegend sonntags – ganze Autokarawanen in Richtung Lengerich.

1973 Erstmalig nimmt eine Gruppe von 14 Teilnehmer/innen am Deutschen Turnfest in Stuttgart teil, bei dem Gudrun Berlemann in der Leichtathlethik von 500 Teilnehmer/innen den 23. Platz erreichte. Die TSV-Truppe wird von „Turnpapa“ Carl Christoffer in Stuttgart betreut. In der Folgezeit nehmen TSV-Sportler an jedem überregionalen Sportfest teil.

1974 Im TSV gründet sich eine Jugendvertretung, die die Interessen der zahlreichen TSV Jugendlichen im Vorstand vertritt. Die Abteilung ist die Voraussetzung für die Bezuschussung der immer größer werdenden Zahl der Übungsleiter/innen, die der Landessportbund NRW nun gewährt.

1976 Im Oktober dieses Jahres gründet sich aus zunächst älteren TSV-Mitgliedern eine Tennisabteilung. Ab Sommer 1977 stellt die Gemeinde zwei Tennisplätze pachtweise zur Verfügung.

1978 Der TSV Ladbergen wird Ausrichter des 1. Orientierungslaufes – einer damals ganz neuen Sportart im deutschen Sport -, der mit 286 Teilnehmern einen durchschlagenden Erfolg hatte und erstmalig in Westfalen durchgeführt wurde. Der 2. Lauf dieser Art wurde 1979 wiederum in der Ladberger Heide durchgeführt.

1980 Im August wird mit einer großen Veranstaltung eine neue Sporthalle „Auf dem Rott“ eingeweiht. Diese Halle hat nun die erforderlichen Maße für die Durchführung großer überregionaler Handballspiele, so daß mit der Spielzeit 1980/81 die neue Halle der Austragungsort der Spiele aller Jugend.- und Erwachsenenmannschaften des TSV wird. Bei der Eröffnungsveranstaltung im August 1980 ist die gesamte Nationalriege der Turner mit Reckweltmeister Eberhard Gienger an der Spitze, Deutsche Meisterinnen der Turnerinnen sowie der damalige Tabellendritte der deutschen Handballbundesliga, der TV Lützellinden, zu Gast. Über 1000 begeisterte Zuschauer verfolgtendie Schauvorführungen.

1981 Als jüngstes Kind des TSV gründet sich am 2. Februar eine Schießsportabteilung, die allerdings in den frühen 90er Jahren mangels Mitgliedern wieder ihren Betrieb einstellen muß. Im gleichen Jahr finden im August die Norddeutschen Meisterschaften der Turnerinnen in Ladbergen statt. Sie werden vom TSV mustergültig organisiert und ausgerichtet und sind Glanzstück im 60. Jahr des TSV- Bestehens.