Erst werden die Tränen getrocknet, dann feiert der TSV Ladbergen
„Da kullerten bei den Mädchen schon die ersten Tränen. Darum habe ich schnell das Mikro gegriffen und über die Hallenlautsprecher durchgesagt, dass wir doch aufgestiegen sind.“ So drehte Trainer Andreas Friesen bei den Handballerinnen des TSV Ladbergen am Sonntagabend die Stimmung von Niedergeschlagenheit in ein unbeschreibliches Glücksgefühl um.
Was war da passiert? Nach zwei Niederlagen mit einem Tor Unterschied wollte der TSV zu Hause gegen den BSV Roxel 2 mit einem Sieg den Aufstieg vorzeitig klar machen. „Wir hatten den Gegner eigentlich schon im Griff, dann begann wieder das Nervenflattern“, sagt Friese. Roxel holte Tor um Tor auf. nach einem 11:5-Vorsprung zur Halbzeit kam der Gast immer näher. „Wie in den Spielen davor hatten wir auch diesmal wieder Minuten ohne Torerfolg dabei“, meint Friese.
In der 55. Minute schien alles gut zu werden. Laura Hannig hatte auf 17:14 erhöht. Doch dann wollte bis zum Ende kein Tor mehr gelingen. Roxel machte das 15:17, Hannig verwarf einen Siebenmeter(56.). Knapp anderthalb Minuten vor Schluss musste eine Roxelerin für zwei Minuten runter, der TSV durfte bis zum Schluss in Überzahl spielen. Doch das Unglaubliche nahm seinen Lauf. 38 Sekunden vor dem Ende verkürzte Roxel auf 16:17 und bekam schnell wieder den Ball. Drei Sekunden vor Schluss fiel der Ausgleich. Das Ende aller Träume? So glaubten die TSVerinnen zunächst und sanken enttäuscht zu Boden. Erst als ihr Trainer das Zepter, sprich das Mikro, in die Hand nahm und für Aufklärung sorgte, schlug die Stimmung in Jubel um.
„Das ist unglaublich. Das kann einen Trainer fertig machen“, ist Andreas Friese selbst nervlich höchst angespannt gewesen. „Da geben wir in der letzten Minute in Überzahl einen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand.“ Doch Glück im Unglück, die Konkurrenz hatte ein Einsehen mit dem Leiden der Ladbergerinnen. Am Nachmittag hatte sich die HSG Hohne/Lengerich durch die 25:26-Niederlage gegen den SC Nordwalde saft- und kraftlos aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet, Spitzenreiter TB Burgsteinfurt kegelte den TV Friesen Telgte aus dem Rennen.
„Es fehlen einfach die Leute. Annika Bücker muss 60 Minuten durchspielen, Ani-ca Steinbach muss 60 Minuten durchspielen. Wir haben ganz wenig Möglichkeiten. Es ist halt sehr schwer, das Ganze zusammenzuhalten“, stand Lengerichs Trainer Dennis Suhre die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Und wir treffen einfach das Tor nicht. Spielen eine super Abwehr, haben aber einen schlechten Angriff“, so Suhre. In der zweiten Halbzeit habe man dann gut angefangen, „und dann ist es auf einmal wieder wie weggeblasen.“
Lange hatte es so ausgesehen, als ob sowohl der TSV Ladbergen, als auch die HSG aufsteigen könnte. Dann begannen beide in der Endphase zu schwächeln. Doch der TSV rettete sich gerade noch über die Ziellinie und spielt in der nächsten Saison in der Landesliga.
„Jetzt werden wir das letzte Spiel noch genießen und dann den Abschluss feiern“, sagt Ladbergens Trainer. „Das war eine Supersaison für uns. Da hatte niemand mit gerechnet“, so Friese. „Jetzt freuen wir uns auf die Landesliga, Da können wir als Aufsteiger ohne Druck spielen. Die Vorfreude ist bei allen da. Aber wir müssen noch eine Schüppe drauflegen“, weiß der TSV-Coach. Stand jetzt wird die Mannschaft wohl zusammenbleiben. Ob es Neuzugänge gibt, ist heute noch nicht absehbar.
Bericht WN 08.05.2018 Uwe Wolter